feldforschung I

13. juni: gestern habe ich eine vielversprechende bank ausgekundschaftet, die sich möglicherweise gut überfallen ließe, selbstverständlich aber nur mit den richtigen komplizen und dem richtigen hund. bin noch an meiner freundin L. dran (und ihrem hund M., der einen ziemlich wagemutigen und zuverlässigen eindruck macht) aber an der front noch nix neues. nunja. auf das thema bank komme ich gleich nochmal zu sprechen.

ich machs kurz: man erlebt viel scheiße dieser tage. aber manchmal passieren gute sachen. manchmal. und bier hilft.
es gab ein paar vorsingen. das erste war psycho. ich sang etwas sehr lustiges, und ich sang es gut. und lustig. und unterhaltsam. denn das ist mein beruf.
der herr in der agentur sagte: frau hmhmhm, irgendwie habe ich den eindruck, sie WOLLEN garnicht richtig singen.
ich so: wie bitte? haben sie diesen eindruck etwa WÄHREND ich singe?
er: keinesfalls, sie sind sehr überzeugend. sie singen wie eine junge göttin, und sie sehen auch gut aus (HA!)
und ich: wo ist dann das problem?
er: naja, man hat nicht so den eindruck dass sie unbedingt auf die bühne wollen. stellen sie sich mal vor, morgen ruft sie das stadttheater pforzheim an, und die wollen sie im ensemble haben. stellen sie sich vor, wie sie da hin ziehen würden, und wie sie zur probe gehen und sich eine wohnung suchen müssen und was sie zur probe anziehen und sowas. frau hmhmhm, tun sie mir einen gefallen, legen sie sich zuhause auf die couch, schließen sie die augen und stellen sie es sich ganz genau vor. lassen sie den wunsch in ihrem kopf wirklichkeit werden!

ich musste ziemlich viel atemtechnik anwenden um dem mann nicht mit nacktem hintern ins gesicht zu springen (pardon). und meine atemtechnik ist gut. es ist das einzige was SEHR gut ist an meiner technik. jedenfalls lächelte ich so falsch-freundlich ich konnte und dachte: ALTER! ich liege STÄNDIG auf der couch und lasse wünsche wirklichkeit werden, ich bin ARBEITSLOS mann, ich hab ZUVIEL zeit für meine couch! meine couch ist mein bester freund! der einzige unterschied ist, wenn ich dann “mir vorstelle was ich zur probe anziehen werde” (wenn ich dann noch was zum anziehen hab außer kartoffelsäcke, denn ich bin ja bekanntlich arbeitslos, du vogel!!) dann ist es nicht PFORZHEIM sondern die MET!!! haha.
die anderen vorsingen waren allerdings etwas erquicklicher, obwohl mir die gratis-psychotherapie beinahe etwas zu kurz kam. und weil sie ganz okay waren, sind sie nicht unterhaltsam genug für so nen blog.

außerdem bin ich in den letzten wochen umgezogen. nicht unter die brücke, sondern in eine schöne wohnung mit balkon und garten, in dem eine schöne rote katze spaziert (wir haben sie aus der ferne attila getauft), die ich vom balkon aus mit schinken füttern kann, wenn mich niemand sieht, und mit dem besten mitbewohner der welt, der erstens alles kann, was ich nicht kann, zweitens einen drucker/scanner besitzt und drittens eine playstation und eine kaffeemaschine. bis auf ein paar anflüge von dummheit beim umzug also an der front alles relativ rosig (wenn man davon absieht dass ich gerade unser neues bad unter wasser gesetzt habe UND mein ladegerät an dem unseligen waschgang teilgenommen hat, und ich hoffe, alle spuren vor der wiederkehr meines mitbewohners beseitigen zu können, der das dann wohl aus diesem blog erfährt, naja, immerhin sind jetzt die fliesen im bad ZIEMLICH sauber!!!).

zurück zum gestrigen tag und abend: zuerst bin ich dem schönsten beruf der welt nachgegangen, nämlich dem unterrichten der hohen kunst des singens. mittwochs sind aber immer die guten schüler dran. das sind die, die nie widersprechen, unaufgefordert die hände aus den hosentaschen nehmen und kaugummi ausspucken, noten lesen können und (im gegensatz zu mir) auch immer moll von dur unterscheiden können. leider sind auch welche dabei, die mich allwöchentlich mit seltsamen körpergerüchen konfrontieren, und gestern wurde ich zu guter letzt noch von meinem lieblingsschüler (!!!) angespuckt. man muss ihm zugute halten, dass es in der besten absicht geschah (teXtverSTändlichKeit!), trotzdem war das ein nicht so erhebendes gefühl. glücklicherweise trage ich eine brille. ich liebe meinen beruf, ich liebe meinen beruf, ich liebe meinen beruf, ich liebe meinen beruf.

glücklichen fügungen des schicksals (und dem überforderten terminkalender meiner freundin C.) habe ich es zu verdanken, dass ich gestern abend einspringen durfte beim fünzigsten geburtstag eines vorstandsmitgliedes einer bank. ich war sozusagen das geschenk für den geburtstag habenden herrn (irgendwie klingt das doch komisch) und ich sollte ein bisschen singen und dabei bitte auch gut aussehen (einer meiner leichtesten übungen! ich singe ja schließlich wie eine junge göttin und sehe auch gut aus auf meiner couch in pforzheim! HA!).
das aus-der-torte-springen blieb mir zum glück erspart.
ich habe die gelegenheit genutzt und sozusagen in meinem eigenen auftrag schonmal vorspioniert, wo die fette kohle dann zu finden wäre. hähähä. leider war kein safe zu sehen, aber ich vermute die milliarden und abermilliarden von euros im fregattengleichen dekolleté des seidenkleides der gattin des vorsitzenden des vorstandes der bank. anders sind dessen dimensionen einfach nicht zu erklären.
es gab drei vorspeisen und einen hauptgang und ein dessert. ich war irgendwo dazwischen, ich bin sozusagen ein sorbet. damit kann ich leben. es gab einen sehr netten kellner, der holte uns immer ab und geleitete uns die drei meter von der garderobe zum speisesaal und wieder zurück. der informierte uns auch immer pfilchtbewusst über den stand der dinge und den fortschritt der verdauung der herrschaften, nachdem sie ein apfel-parfait (in der “form und größe eines streichholzes”, jaha, das sagte er tatsächlich! der knabe hatte richtig humor!!!) sowie EINE auster zu sich nahmen (EINE auster!!! EINE!! wahrscheinlich mussten sie die auster TEILEN, weil das ganze dicke geld in die taschen der musiker wanderte!!). der kellner wollte übrigens meine karte haben, er würde eine geburtstagsfeier für seinen vater planen, wüsste aber nicht, ob er sich uns leisten kann, wenn wir doch schließlich eher bei “solchen” events auftreten würden….ich versuchte möglichst diplomatisch folgende botschaft rüberzubringen: “ey baby, ich sing für ´n appel und ´n ei, und wenn de noch n fuffi drauflegst, mach ich auch ´n purzelbaum dazu”, obwohl ich sagen muss, die aussage passte nicht ganz zum abendkleid.
mit “uns” meine ich übrigens außer mich noch meinen begleiter am flügel (die haben tatsächlich einen flügel gemietet. sehr gute bank!!! den flügel nehmen wir dann beim überfall auch mit. der hund schafft das). mein begleiter war gestern ein schöner mann, den ich seit geraumer zeit vom studium kenne. er sieht gut aus und improvisiert gut und gern und ist durch nichts aus der ruhe zu bringen, was bei solchen gelegenheiten unverzichtbare eigenschaften sind. ich denke die bank-gattinnen waren hingerissen. nicht nur die fregattengleiche.
unnötig zu sagen, dass ich für ein bänker-honorar auch mal fachfremdes zum besten gebe. gestern was es (auf wunsch) die habanera aus carmen. ich bin kein mezzo, und schon garkeine carmen, in diesem leben nicht, im nächsten nicht, und im übernächsten auch nicht. aber ich hab einfach noch n bisschen mehr geknödelt als sonst, den rest hat das rote kleid rausgerissen.
zum schluss sollten wir uns noch eine zugabe aus den rippen leiern. jemand wünschte sich “nessun dorma”, da war ich doch tatsächlich kurz beleidigt, ich dachte die verwechseln mich hier mit pavarotti, und der hatte bestimmt nicht so ein schönes kleid wie ich. ich schiebe es aber auf den grauen star des grauen bänkers. und ab morgen mache ich diät, is klar.

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